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Das 1×1 der Qualitätssicherung für Gründer

Das 1×1 der Qualitätssicherung für Gründer

Constantin Bueker 7 minutes

Wo man auch hinschaut: Überall wird mit “Premium”, mit “Qualität” und einer “einzigartigen User Experience” geworben. Und das zu recht! Unser globaler Markt ist hart umkämpft. Die Eintrittsbarrieren sind so gering wie nie. Und deshalb stellt die Produktqualität und dessen Qualitätssicherung ein absolut wichtiges Kriterium und Unterscheidungsmerkmal für Gründer und ihre neuen Startups dar. Und […]

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Das 1×1 der Qualitätssicherung für Gründer

Wo man auch hinschaut: Überall wird mit “Premium”, mit “Qualität” und einer “einzigartigen User Experience” geworben. Und das zu recht! Unser globaler Markt ist hart umkämpft. Die Eintrittsbarrieren sind so gering wie nie. Und deshalb stellt die Produktqualität und dessen Qualitätssicherung ein absolut wichtiges Kriterium und Unterscheidungsmerkmal für Gründer und ihre neuen Startups dar.

Und doch fristet die Qualitätssicherung bei Gründern (zu) oft eine geringe Wertschätzung. Einer der Gründe ist schlicht und einfach, dass die Qualitätssicherung in der Regel am Ende erfolgt… und was die (zeitliche) Planung anbelangt, sind wir alle schlecht.

“Hofstadters Gesetz – Hofstadter’s law – ist die Beobachtung, dass ein Prozess immer länger dauert, als man erwartet, auch wenn man Hofstadters Gesetz dabei berücksichtigt.” (Stangl, 2022).

Für Gründer und junge Startups gilt es, zunächst einmal ein MVP (minimum viable product, praktisch die minimalste Basisform) zu schaffen. Mit diesem MVP will man möglichst früh Erkenntnisse am Markt gewinnen. Zudem sind die ersten Nutzer Freunde & Familie, sowie sogenannte Innovatoren, die primär an den neuen Produkten oder Anwendungen interessiert sind und weniger kritisch gegenüber noch vorhandenen Mängeln sind.

Doch es lohnt sich absolut, sich schon früh als Gründer mit der Qualitätssicherung zu befassen. Das bedeutet:

  1. Die verschiedenen Aspekte zu kennen, um sie – ganz pragmatisch – jeweils berücksichtigen zu können, sowie
  2. Die Weichen früh richtig zu stellen, um später keine überflüssig hohen Aufwände aufgrund von Umstellungen zu haben

Die zwei Seiten der Qualitätssicherung in der Produktentwicklung

Zunächst einmal wird insbesondere zwischen funktionale (functional) und nicht-funktionale (non-functional) Anforderungen unterschieden.

Funktionale Anforderungen machen eine Aussage über eine zu erfüllende Eigenschaft oder zu erbringende Leistung eines Produktes, Systems oder Prozesses. Die nicht-funktionalen Anforderungen beschreiben, wie gut das System die Leistung erbringen soll und werden vielfach als Randbedingungen und Qualitätseigenschaften verstanden. (siehe ISO 25010)

Funktionale Qualitätssicherung: Funktioniert es so wie es soll?

Mit funktionalem Testing überprüft man, ob das Produkt oder System so funktioniert, wie es designed bzw. definiert wurde. (Beispiel: Wenn ich auf den Button “Formular senden” klicke, das Formular wirklich abgeschickt wird und der Sender eine Bestätigung erhält). Es gibt hierfür verschiedene Ansätze, die in der Regel kombiniert werden:

  • Exploratives Testing: Unter explorativen Tests versteht man freies Testen. Dazu sollte in der Regel nicht einfach wild herumgeklickt werden, stattdessen sollte eine Anwendung bewusst genutzt werden, um dessen Verhalten zu beobachten und Fehlerhaftes zu identifizieren.
  • Testfallbasiert: Testfälle werden geschrieben, um Anforderungen exakt zu überprüfen. Dabei folgt auf eine Aktion (Klick auf den “Kaufen”-Button) immer ein erwartetes Ergebnis (Ware wurde in Warenkorb gelegt und Warenkorb geöffnet).

Tests können dabei manuell oder automatisiert stattfinden. Allerdings ist die Automatisierung von der Anwendungsnutzung durchaus aufwändig aufzusetzen. Sie beginnt daher in der Regel, nachdem schon die ersten dedizierten QA-Mitarbeiter dabei sind.

Qualitätssicherung besprechen
Photo by John Schnobrich on Unsplash

Funktionales Testing ist für Gründer von Beginn an Pflicht!

Tester oder Abteilung zur Qualitätssicherung gehören in frühen Phasen einer Unternehmung in der Regel nicht zu den ersten Mitarbeitern. Dennoch gehören diese Test-Aktivitäten (zumindest rudimentär) von Beginn an dazu. Es empfiehlt sich zudem, nicht einfach von den Entwicklern zu erwarten, dass sie automatisch alles perfekt gecoded haben. Das wäre natürlich wünschenswert – ist aber unrealistisch. Und die Zeit der Entwickler teuer.

Am besten richtet sich der Gründer bzw. Produktverantwortliche einen Schritt ein, zum Beispiel “Business Review”. An dieser Stelle kann der Produktverantwortliche nochmal überprüfen, ob alles gemäß der Anforderungen umgesetzt wurde und dabei auch etwas testen. Unbedingt hilfreich hierfür ist, wenn die Funktionalitäten ausreichend mit “Akzeptanzkriterien” beschrieben sind, die quasi direkt als Testfälle genutzt werden können.

Allgemein werden 5 Level der Qualitätssicherung unterschieden (siehe Testing Maturity Model). Es empfiehlt sich in jedem Fall früh auf das zweite Level zu steigen und neue Funktionalitäten vor dem Veröffentlichen planmäßig zu testen.

Außerdem wichtig: Um eine gute Aussagekraft der nicht-funktionellen Test sicherzustellen, müssen die funktionellen Tests im Vorfeld durchgeführt worden und schwere Fehler behoben worden sein.

Nicht-funktionales Qualitätssicherung: Wie gut funktioniert es überhaupt?

Nicht-funktionales Testing beschäftigt sich hingegen mit der Frage, ob das Produkt oder System – so wie es designed wurde – auch den Nutzer zufriedenstellt und die Erwartungen erfüllt. Hierzu gibt es verschiedene Aspekte, die in verschiedenen Produktphasen wichtig werden:

Make People's Lives simple
Photo by Ben Kolde on Unsplash

Usability Testing

Hierbei geht es um die allgemeine Benutzerfreundlichkeit und Verständlichkeit. Diese sollte von Anfang an intensivst berücksichtigt werden im Rahmen von “User Centered Design“. So bietet es sich an, im Vorfeld von Investitionen in Softwareentwicklung schon Prototypen zu gestalten und mit echten potentiellen Nutzern zu vertesten. Praktisch hierbei: Bereits fünf Testpersonen decken etwa 80% aller Usability-Probleme auf (Faustregel des Usability-Gurus Jakob Nielsen)

Accessibility

Bei Accessibility geht es um die (digitale) Barrierefreiheit – und das wiederum in vielerlei Hinsicht. So helfen möglichst große Darstellungen und gute Farbkontraste ältere Menschen mit begrenztem Sehvermögen. Personen, die ganz erblindet sind, nutzen darüber hinaus sogenannte Screenreader, die Texte vorlesen weshalb Beschriftungen von Formularfeldern und Bildern nötig sind.

Lokalisierung (L10N) & Internationaliserung (I18N)

Wenn man vor hat, in verschiedenen Sprachen oder Ländern aktiv zu sein, lohnt es sich, ausführlich die Übersetzungen, sowie korrekte Nutzung von Währungen, Einheiten etc. zu überprüfen. Dies genügt, wenn es vor dem Launch des Produktes oder neuer Sprache/Region.

Security Testing

Security Testing wird vor allem dann relevant, wenn wir (viele) persönliche Daten speichern und verarbeiten. Mit der DSGVO (englisch GDPR) hat dieses Thema stark an Relevanz gewonnen, weil bei auftretenden Sicherheitslücken enorme Schadenszahlungen fällig werden können.

Load und Performance Testing

Eines ist klar, als Gründer muss man das Produkt auch an den Mann / die Frau bringen. Und dazu hat man manchmal eine große Chance. Zum Beispiel wenn man bei der Höhle der Löwe mitgemacht hat. Und was ist da der Worst Case? Richtig, dass die eigene Seite, der Shop oder die App überlastet und nicht erreichbar ist. Denn der erste Eindruck muss sitzen. Und deshalb muss man vor einer großen Kampagne oä. unbedingt Load Testing durchführen. Dass unser alle Aufmerksamkeitsspanne und Geduld immer geringer wird und wir deshalb schnellste Ladezeiten erwarten – geschenkt.

Unbedingt Tools nutzen und passende Prozesse aufsetzen

Was ist noch knapper für den normalen Gründer als Zeit? Korrekt: Das Geld.

Glücklicherweise gibt es viele Tools, die man nutzen kann und die so bei der Qualitätssicherung unterstützen. Seien es einfache Projekt-Management tools wie trello oder atlassian jira, die für kleine Teams gratis sind, aber immens helfen, in dem sich Flows gut abbilden lassen. Oder die Konsole von Chrome, mit deren Hilfe man die Nutzung auf verschiedenen Geräten simulieren kann – oder die komplette Analysen erstellen (siehe Lighthouse).

Ticket Board
Photo by Patrick Perkins on Unsplash

Darüber hinaus gibt es natürlich auch viele Anbieter in dem Feld, die beispielsweise einfachen Zugriff auf Tester für Remote Usability Tests bieten.

In jedem Fall lohnt es sich für Gründer schon frühzeitig an die Qualität und dessen Sicherung zu denken. 

Ich hoffe, ich konnte einen ersten Eindruck vermitteln und freue mich, bei konkreten Fragen detailliert weiter zu helfen!

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Coach für Unternehmer und Business Coach
Constantin ist seit über 10 Jahren selbst als Gründer und Führungskraft aktiv. Dabei liebt er es einerseits, grandiose Produkte zu entwickeln & effiziente Prozesse zu schaffen; findet aber gleichwohl eine riesen Erfüllung darin, Menschen beim persönlichen Wachstum ihrer Fähigkeiten zu begleiten und unterstützen! https://justcoach.it/
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