Gründerinterview mit Florian Brokamp von Thinksurance
Thinksurance hat eine Plattform für den Bereich Gewerbe- und Industrieversicherungen entwickelt, der wie ein Marktplatz die verschiedenen Marktteilnehmer, darunter Versicherungsmakler, Banken, Agenturen und Versicherer miteinander verbindet. In unserem Gründerinterview erfahrt Ihr unter anderem mehr über die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Thinksurance.
Wer seid Ihr und was macht Ihr ?
Wir sind Thinksurance – ein junges Technologieunternehmen aus Frankfurt. Wir haben eine Plattform für den Bereich Gewerbe- und Industrieversicherungen entwickelt, der wie ein Marktplatz die verschiedenen Marktteilnehmer, darunter Versicherungsmakler, Banken, Agenturen und Versicherer einfach, schnell und effektiv miteinander verbindet. Heißt konkret: zum Beispiel können Makler ihre Kunden mit unserer Plattform ganzheitlich beraten – von der Bedarfsanalyse und der Risikoerfassung über den Tarifvergleich sowie die Ausschreibung komplexer Risiken bis hin zum Versicherungsabschluss. Dabei unterstützt sie unsere Künstliche Intelligenz. Versicherer dagegen digitalisieren mit unserer Hilfe ihre komplette Produktwelt sowie Vertriebs- und Betriebsprozesse. Darüber hinaus sind wir einer der größten Data Analytics Lieferanten, mit denen beispielsweise Versicherungsprodukte weiter- oder neuentwickelt werden können.
Wie seid Ihr zu der Idee gekommen Thinksurance zu gründen?
Das waren eigentlich zwei Impulse: Zum einen war uns eigentlich immer klar, dass wir unternehmerisch tätig sein wollen. Darüber hinaus vereint uns das Streben an etwas Größerem, Besonderem arbeiten zu wollen. Am Ende hat dann einfach auch ganz opportunistisch der Zeitpunkt gepasst, um das Thema dann wirklich anzugehen. Zum anderen war das Thema „InsurTech“ damals das erste Mal stark im Fokus. Die ersten „bekannteren“ Startups wurden in dem Bereich in Deutschland gegründet und international machten die ersten Player auf sich aufmerksam. Wenn man dann etwas genauer hinschaut, stellt man fest, dass es kaum eine Industriegibt, die noch digitaler und datengetriebener ist als Versicherungen. Insbesondere im Bereich Gewerbe- und Industrieversicherung ist extrem großer Bedarf nach professionellen Lösungen, die genau hier ansetzen.
Was ist Euer Erfolgsfaktor?
Unser Erfolg basiert auf drei Hauptpfeilern: Allen voran muss man ehrlich sagen, hatten wir auch einfach viel Glück. Wir hatten Glück mit den ersten Mitarbeitern, mit den ersten Investoren und mit den ersten Partnern. Es gab sehr schnell viele Menschen, die an uns und unsere Vision geglaubt haben. Gerade bei einem Startup ist das von unschätzbarem Wert – insbesondere in einer Branche, in der man gute von schlechten Startups deutlich später erkennen kann als anderswo. Dadurch mussten wir auch nie den kurzfristigen Erfolg über den langfristigen stellen, was sich beispielsweise in unserem Grundsatz der Partnerschaftlichkeit widerspiegelt. Wir legen sehr viel Wert auf stabile Beziehungen und offene, transparente Kommunikation. Diese Partnerschaften erschüttert so schnell erstmal nichts.
Als Zweites haben wir früh die richtigen strategischen Abzweigungen genommen. Während sich andere noch im B2C abgekämpft haben, waren wir schon früh fokussiert auf B2B. Als sich die meisten Startups noch auf den Privatmarkt gestürzt haben, hatten wir schon unsere Nische abgegrenzt und uns die Marktführerschaft gesichert. Und zu guter Letzt haben wir immer viel Wert auf ein Spitzen-Team gelegt, das den Unterschied machen kann. Wir haben uns nie zufrieden gegeben mit durchschnittlichen Kandidaten, sondern haben im Zweifel einmal zu oft abgesagt. Ich würde mal felsenfest behaupten – es gibt wenige Startups unserer Größe weltweit, die ein ähnlich starkes Team haben!
Was waren bis jetzt die größten Hürden?
Der Markt selbst war und ist zumindest in Teilen durchaus fordernd, aber dadurch eben auch spannend. Bevor wir 2016 an den Start gegangen sind, befand sich der Markt für Gewerbe- und Industrieversicherungen im Grunde in der digitalen Steinzeit. Auch, wenn es sich seither gebessert hat, braucht es für Veränderungen eben hin und wieder etwas Zeit. Auch Skepsis gegenüber digitalen Technologien und Angeboten haben wir hin und wieder zu spüren bekommen. Allerdings waren wir bisher immer sehr erfolgreich darin, Skeptiker vom Gegenteil zu überzeugen.
Wie verlief die Investorensuche?
In den ersten Jahren war die Investorensuche wirklich nicht leicht. Einerseits weil man bei dem Aufbau einer Plattform bzw. Marktplatz erstmal das klassische Henne-Ei-Problem hat und sich der Product-Market-Fit dadurch erst später rausstellt. Andererseits weil die Investorenszene damals noch gar nichts von InsurTech verstanden hatte. Ich müsste mal meine Notizen von damals suchen – fast alle Investoren haben ihre früheren Hypothesen um 180 Grad gedreht. Selbstkritisch muss ich aber auch sagen, dass ich selbst viel Lehrgeld gezahlt habe und erstmal lernen musste, wie ich unser Unternehmen zielgruppengerecht präsentiere. In unserer letzten Runde vor knapp 2 Jahren waren dann die Ergebnisse da und die Investoren hatten InsurTech-Know-how aufgebaut. Ich hatte damals nur eine Handvoll Gespräche geführt und dann mit Eight Roads Ventures den perfekten Investor gefunden. Ein renommierter Name mit tollem Team und fundierten Kenntnissen der Versicherungsbranche. Das hat uns noch ehrgeiziger werden lassen und wir freuen uns bis heute über den Austausch.
Was ist Euer langfristiger Plan?
Wir haben es mit Thinksurance geschafft, zum führenden Technologieunternehmen für Gewerbe- und Industrieversicherungen in Deutschland zu werden. Daher ist unser nächstes Ziel ganz klar, unseren Wirkungskreis auszubauen und die Digitalisierung des Marktes auf globaler Ebene voranzutreiben. Daher stehen jetzt alle Zeichen auf Internationalisierung. Im März dieses Jahres haben wir unsere erste Auslandsniederlassung in Paris eröffnet und unsere Beratungsplattform in Frankreich bisher überraschend erfolgreich an den Start gebracht. Aber unsere Expansionspläne gehen noch weiter. In den nächsten Jahren wollen wir unsere Erkenntnisse nutzen und in weitere europäische Länder und andere Kontinente expandieren. Darüber hinaus gibt es aktuell eigentlich kaum Wettbewerber weltweit, so dass wir das Tempo für unser Wachstum hochhalten wollen, um den Vorsprung auszubauen.
Über Florian Brokamp
Florian Brokamp ist Mitgründer und CEO von Thinksurance, dem führenden Technologieunternehmen für Gewerbe- und Industrieversicherungen in Deutschland und der EU. Auf seiner datengetriebenen Plattform verbindet das Scale-up alle relevanten Versicherer und Vertriebsorganisationen. Der studierte Jurist und Betriebswirt startete seine Karriere als Top-Management-Berater bei McKinsey und arbeitete dort hauptsächlich an Digitalisierungsstrategien und mit namhaften Technologiekonzernen. Bei Thinksurance verantwortet er die Bereiche der strategischen Unternehmens- und Organisationsentwicklung sowie die Internationalisierung. Er engagiert sich zudem als Business Angel und Mentor. Florian Brokamp wurde unter anderem als einer der Top 25 Financial Technology CEOs Europas gewählt und zudem vom CEO Today Magazine mit dem CEO Global Award ausgezeichnet.
Die startupcoach.de Redaktion sagt vielen Dank für das Interview, Florian Brokamp!
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