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Ein geglückter Pitch ist noch lange kein Happy End

Ein geglückter Pitch ist noch lange kein Happy End

Daniel Probst 5 minutes

Über den Wert des Storytellings für die Organisationsentwicklung und Innovationsstrategien. Den Pitch optimal gemeistert, Investoren überzeugt, Unternehmen aufgebaut und nun Schluss mit der Geschichten-Erzählerei. Ab jetzt zählen nur noch die nackten Zahlen und Fakten! Nun ja, auf diese Rechnung kann dann als Empfängerin das Milchmädchen angegeben werden. Es ist verwunderlich, aber das Geschichtenerzählen in der […]

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Ein geglückter Pitch ist noch lange kein Happy End

Über den Wert des Storytellings für die Organisationsentwicklung und Innovationsstrategien.

Den Pitch optimal gemeistert, Investoren überzeugt, Unternehmen aufgebaut und nun Schluss mit der Geschichten-Erzählerei. Ab jetzt zählen nur noch die nackten Zahlen und Fakten! Nun ja, auf diese Rechnung kann dann als Empfängerin das Milchmädchen angegeben werden.

Es ist verwunderlich, aber das Geschichtenerzählen in der Organisationskultur wird unterschätzt und kaum genutzt. Anfangs wird dieses Tool ausprobiert und trainiert, um durch einen überzeugenden Pitch Investoren zu gewinnen, allerdings verkümmert dieses Können dann im Geschäftsleben jämmerlich. Dabei hängen sowohl die eigene Organisationsentwicklung als auch die Innovationsstrategien von Geschichten ab und lassen sich in ihnen erzählen.

“Eltern lesen ihren Kindern Geschichten vor, manchmal dieselben, die auch sie als Kinder bereits zu hören bekommen haben. Kollegen erzählen einander den neuesten Firmenklatsch (…) Doch wann haben Sie zum letzten Mal eine Geschichte gehört, die ein geschäftliches Thema einleiten und behandeln sollte?”

(Alexander Osterwalder & Yves Pigneur, 2011)

Über den Pitch hinaus

Storytelling ist eine Haltung, die wir gegenüber unserer Organisation und ihren Menschen einnehmen. Das geht weit über das “Tool-Dasein” hinaus. Denn in Geschichten drücken wir unsere Identität aus. Und in der Wiederholung und Veränderung der Geschichte machen wir Veränderung erlebbar und manifest zugleich.

Es geht darum, Storytelling dynamisch zu leben. Dein Team hat dann die Chance, selbst Teil der Geschichte zu werden und die Handlung mitzugestalten. Das stärkt die eigene Organisation und schafft Verbindungen innerhalb des Teams und damit: Identität  – und mit Sicherheit bleibt das länger in Erinnerung als die letzte Präsentation vom Meeting am Morgen.

In vielen Unternehmen herrscht die Kultur des Darstellens im positiven Licht und der stets paraten Lösungen. Doch schafft so etwas ehrliche Verbindung und bleibt in Erinnerung? Weder im Theater noch im Kino werden Geschichten erzählt, die nur von der grünen Wiese handeln und Lösungen auf dem Silbertablett servieren. Selbst im Schlaraffenland gab’s plötzlich Probleme über Probleme! Ansonsten wäre es vermutlich niemals weitererzählt worden. Wäre auch ein relativ kurzes Märchen geworden: Es war einmal ein König, der hatte einen Zauberknopf an seinem Pyjama und konnte damit sein ganzes Königreich fürstlich versorgen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Mit diesem Märchen hätten die Gebrüder Grimm keinen Taler verdient, denn Viralität gab’s bereits damals – auch ohne Internet.

Ein  Märchenerzähler fürs Team?

Im Storytelling wird nicht nur die faktische “Handlung” wiedergegeben, nein, es wird preisgegeben, was von wem gesehen, wie es erlebt und gedeutet wurde. In persönlichen, echten Bildern zu erzählen und eine Beziehung zur Geschäftsidee oder der neuen Strategie zu schaffen, zieht das Team in den Bann und wirkt glaubwürdig. In dem Moment teilen wir sowohl die Geschichte selbst als auch die persönliche Erfahrung und stellen somit eine emotionale Verbindung zueinander her. Das erzeugt Sichtbarkeit, Verletzlichkeit und wirkt glaubwürdig, wodurch das Gegenüber leichter erreicht wird als durch reine Fakten und Zahlen.

Archetypen – wie, jetzt auch noch die Bibel?

Ganz gleich, ob sich die neue Strategie einer Organisation durch alle Hierarchieebenen kämpfen muss oder die Mitarbeitenden von Veränderungen überzeugt werden wollen: eine gute Story basiert immer auf Archetypen oder archetypischen Mustern.

Ob Zauberer, Betrüger und Held oder Verrat, unerwiderte Liebe und die Frage nach dem Glück. Das sind alles Elemente mit einer dramaturgischen Funktion, vor allem aber sind es uralte Wesensmerkmale, die uns Menschen einen. Was wird der Held jetzt tun? Welche Hürde kommt noch auf ihn zu? Und wie soll er sie lösen? Diese Fragen sollen in den Köpfen der Zuhörenden schwirren. Die Identifikation mit dem Helden schafft es, dass die Zuhörer mitleiden, mitgrübeln und evtl. sogar innerlich helfen wollen – das baut Spannung auf!

M4

Quelle: Verwegener & Trefflich by Hannes Meinhardt

Echte Stories für ein echtes Team

Natürlich hat Storytelling innerhalb der Organisation zunächst den gleichen Nutzen wie für einen Pitch: Call to Action. Doch während die Investoren im besten Fall dem Call to Pay nachgehen, stellt sich die Frage, welche Taten internem Storytelling folgen sollen.

Es sind nicht die direkten Taten, die der Mitarbeitende in seiner ersten Euphorie ausführen soll. Es geht vielmehr darum, dass eine Ebene entsteht, auf der sich niemand hinter einer Jargon-Fassade versteckt und eigentlich nichts von sich preisgibt.

Indem ein Team eine Geschichte zu seiner eigenen macht, auch indem es diese anpasst, persönlich verändert und weitererzählt, integriert es Neues in die eigene Identität und schafft damit und dabei Raum für Veränderung. Und für ein Handeln, bei dem das Team weiß, warum es was tut und vor allem wofür.

Mut zu Emotionen

Es erfordert Mut, sich als CEO oder als Teammitglied menschlich, verletzlich und mit Leidenschaft zu zeigen. Es erfordert Reife, zu erzählen, wie man persönliche Probleme und Herausforderungen durchlebt und diese dann auch anderen zu präsentieren. Es lohnt sich jedoch, eine Haltung innerhalb des Teams zu befördern, in der sich die Mitarbeitenden nicht gegenseitig übertrumpfen, sondern gemeinsam Varianten einer gemeinsamen Geschichte schreiben. Es lohnt sich Emotionen zu zeigen. Davon profitieren alle und nicht zuletzt die Innovationskraft des Unternehmens.

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Daniel Probst ist Gründer von Verwegener & Trefflich, einer Beratung für strategische Kreativität. Daniel versteht sich als handwerklicher Berater. Er krempelt sich die Ärmel hoch und macht sich für Sie auch gerne einmal die Hände schmutzig. Für Verwegener & Trefflich bedeutet das: Wir verlassen das Büro und beziehen Kunden, Partner und Mitarbeiter aller Hierarchieebenen ein bei der Strategieentwicklung, beim Testen und Prototypen entwerfen. Gepaart mit seiner offenen Lernhaltung und dem Mut, weit voraus zu denken, inspiriert und motiviert Daniel die Teams seiner Kunden für Veränderung und Innovation. Daniel ist davon überzeugt, dass Innovation vor allem dann gelingt, wenn möglichst vielseitige - auch fachfremde - Experten kooperieren. Seine Expertise besteht daher vor allem darin, methodisch verschiedenen Denk- und Blickrichtungen Gehör zu verschaffen und komplexe Gruppenprozesse zielführend und kooperativ zu moderieren. Sein Schwerpunkt liegt auf Strategieentwicklung und Geschäftsmodellinnovation, er liebt und unterrichtet aber auch Storytelling, Kreativtechniken und Kooperationsmethoden.
Verwegener & Trefflich
Verwegener & Trefflich begleiten Organisationen aller Art als Ermöglicher und Prozessberater dabei, Innovationsstrategien zu entwickeln und diese top down und bottom up in der Organisation zu verankern.

https://www.verwegener-trefflich.de/

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